Hintergrundverlauf-1 PFD Görlitz

Projekte, wie geht's euch? IV

Antworten vom "KulturBrücken Görlitz e.V."

Wie geht es Ihnen persönlich?

Das ist situationsbedingt unterschiedlich: Home Office/Arbeit in Kombination mit Kinderbetreuung z.B. ist schwierig, mit schlechtem Gewissen und Stress verknüpft. Für Honorarkräfte ist die Situation existenzgefährdend und somit äußerst verunsichernd und beunruhigend. Kreative Lösungen zu entwickeln, motiviert aber und bringt auch positive Entwicklungen. Zeit für sonst Liegengebliebenes zu haben, lässt aufatmen. Online-Lösungen (z.B. Besprechungen, Zusammenarbeiten) lassen uns unsere Arbeitsweise auf diesem Gebiet weiterentwickeln, sind aber auf Dauer anstrengend. Die ungewisse Situation ist insgesamt belastend.

Was bedeutet soziale Distanzierung für Ihre tägliche Arbeit? Wie macht sich die aktuelle Lage bei Ihnen im Verein bemerkbar?

Die tägliche Arbeit im Sinne von pädagogischer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entfällt im wichtigen direkten Kontakt komplett. Insofern können die pädagogisch arbeitenden Honorarkräfte ihrer Arbeit nicht in dem Maße nachgehen, wie vorgesehen. Die Orga-Arbeit läuft von zuhause aus weiter: Konzeptänderungen, Kontakt zu Fördergeldgebern und zu Netzwerken (z.B. weitere Akteur*Innen), Öffentlichkeitsarbeit, Anträge, Kommunikation mit Teilnehmenden, Honorarkräften etc.
Vereinstreffen finden auch online statt. Mitgliederversammlungen sind aber auf unbestimmte Zeit (“nach Corona”) verschoben.

Gibt es trotzdem Dinge, die jetzt passieren/ vorangetrieben werden? Werden Projekte angepasst oder entsteht sogar Neues?

Ja, es werden laufend Online- und Offline-Lösungen (Video-Tutorials, Bastelanleitungen, Verleih von Zirkus-Ausstattung, ausgedruckte und verteilte Anleitungen etc.) entwickelt.
Online haben wir auf diese Art bislang noch nicht gearbeitet. Das bringt uns also auf diesem Gebiet voran - ist aber auf Dauer an sich nicht angestrebt

Was ist aktuell Ihre größte Sorge und wie gehen Sie damit um?

Vor allem sorgt uns die existenzgefährdende Situation unserer Honorarkräfte. Wir sind daher damit beschäftigt, Informationen von Fördergeldgebern zu erfragen, Unterstützungsgelder von Bund und Ländern zu recherchieren und die Honorarkräfte informiert zu halten.
Grundsätzlich macht uns auch die Ungewissheit über die Dauer der derzeitigen Maßnahmen zu schaffen: Wann kann die eigentliche Arbeit fortgeführt werden? Unter welchen Bedingungen? Wann (und wie genau) werden die Grenzen geöffnet und kann der deutsch-polnische Austausch weiter gelebt werden? Melden sich angesichts der Situation genügend Teilnehmende an? Ist die Umsetzung und Finanzierung also sicher? Geplante Projekte (z.B. Sommerferienlager) werden weiter vorangetrieben, bis definitiv ersichtlich ist, ob sie stattfinden können.

Eine weitere Baustelle ist die Anerkennung von Änderungen in laufenden Projekten seitens der Fördergeldgeber. Um uns in diesem Prozess zu stärken, suchen wir immer wieder Kontakt zu ähnlich Betroffenen und Fördergeldgebern.

Fühlen Sie sich als Träger zu den neuen Rahmenbedingungen wg. Corona informiert und beraten?

Wir haben das Gefühl, dass man gute Quellen kennen muss, die in der speziellen Situation ausreichend informieren.
Durch die stetige Veränderung und viele neue Informationen ist es teils überfordernd, immer die aktuellsten und tatsächlich offiziell gültigen Kenntnisse zu erlangen.

Wie ist Ihre finanzielle Situation als Träger?

Wir sind fast ausschließlich über Drittmittel via Projektförderung finanziert. Das bedeutet: Sollten Projekte nicht umgesetzt werden können oder Änderungen nicht anerkannt werdem, entfallen unsere finanziellen Mittel nahezu komplett. Unsere Fixkosten sind zwar verhältnismäßig gering, würden aber nach wenigen Monaten den über Jahre durch Spenden o.ä. aufgebauten finanziellen Puffer aufbrauchen.

Welche Folgen hat die Corona-Zeit für Ihre Mitarbeitenden/Klient*innen? Welche Rückmeldungen bekommen Sie?

Mitarbeiter*Innen sind fast ausschließlich projektweise tätige Honorarkräfte, die wie gesagt in der gegenwärtigen Situation stark betroffen sind.
Unsere Klient*Innen sagen, dass sie uns vermissen, sich aber auch über die geschilderten online- und offline-Ersatzangebote freuen.

Wird die Corona-Krise bzw. die damit einhergehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens Ihrer Meinung nach langfristige Auswirkungen auf die Gesellschaft haben?

Das ist schwer einzuschätzen. Bestimmt/hoffentlich :)

Falls positiv: höhere Wertschätzung von Freiheiten, Kontakten, Zusammenhalt, auch finanziell bzgl. “systemrelevanten” Arbeiten, finanzielle Absicherung z.B. durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen, höheres Gewicht wissenschaftlicher Positionen auch z.B. im Umweltschutz

Falls negativ: Beibehalten von geschlossenen/”engeren” Grenzen, noch enormere Lagerbildung in der Gesellschaft, weitere Beschränkung von persönlichen Freiheiten

Wie geht's Ihnen mit geschlossenen Grenzen zu den unmittelbaren Nachbarländern Polen und Tschechien?

Da unsere Angebote alle explizit deutsch-polnisch ausgerichtet sind, trifft uns die Grenzschließung besonders zu Polen sehr. Weder unsere polnischen Honorarkräfte noch die Teilnehmenden sind physisch erreichbar, auch postalische Sendungen (z.B. Kooperationsverträge, Fördermitteldokumente) dauern erheblich länger als üblich.

Oft wird derzeit ein Wir-Gefühl beschworen. Es wird gesagt, wir müssen gemeinsam diese Krise jetzt durchstehen. Wir müssen uns alle an die Regeln halten usw. Haben Sie das Gefühl, dass sich auch Migrant*innen in Görlitz von diesem Wir-Gefühl angesprochen fühlen?

Das ist wohl eher weniger der Fall, nur teils.

Wenn Sie sich gerade etwas wünschen könnten (z.B. von der Stadt-, Landes-, Bundespolitik oder von anderen Stellen), was wäre das? Was brauchen Sie jetzt und in der Zeit nach Corona?

Wir wünschen uns eine unkomplizierte, bedingungslose finanzielle Sicherheit für Honorarkräfte/Freiberufler*innen.
Die bedingungslose und vertrauensvolle Auszahlung aller bereits bewilligten Projektgelder wäre der Traum, ansonsten zumindest eines hohen Prozentsatzes derselben.

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